Die feindlichen Brüder

Auf der Burg Sterrenberg, hoch über dem schönen Rhein, lebten einst die beiden Brüder Heinrich und Konrad gemeinsam mit ihrer Stiefschwester Hildegard.

Die Jahre vergingen, und bald schon waren die Brüdern zu stattlichen jungen Männern herangewachsen. Auch Hildegard hatte sich inzwischen zu einer schönen jungen Frau entwickelt. Natürlich bemerkten die beiden Brüder dies und empfanden bald schon mehr als nur brüderliche Gefühle für ihre Stiefschwester.

Beide buhlten nun um die Gunst der schönen Hildegard. Diese entschied sich für Konrad. Die Eltern waren mit der Verbindung einverstanden und so entschlossen sich die beiden, bald zu heiraten.

Heinrich mußte sich damit abfinden, dass seine Liebe zu Hildegard unerfüllt bleiben wird. Voller Schmerz entschied er sich, als Kreuzritter in den Krieg zu ziehen. Todesmutig stürzte er sich in den Kampf und schon bald verbreiteten sich die Nachrichten über seine Heldentaten im ganzen Land.

Auch auf der Burg Sterrenberg blieben diese Nachrichten nicht verborgen. Konrad, der kurz vor seiner Hochzeit stand, ärgerte es, dass sein Bruder als Held gefeiert wurde, während er nur zuhause in seiner Burg saß. So beschloß er, die Hochzeit zu verschieben und sich wie sein Bruder ebenfalls als Kreuzritter zu bewähren.

Hildegard durchlebte nun eine sorgenvolle Zeit. Ständig fürchtete sie, dass man ihr die Nachricht vom Tode ihres Verlobten bringen würde. Nach viele Monaten des bangen wartens endlich sah sie erleichtert einen Ritter auf die Burg zureiten. Aber es war nicht ihr geliebter Konrad, sonder Heinrich, dessen Bruder. Heinrich erzählte, dass Konrad sich in Griechenland aufhält.

Der Vater war inzwischen gestorben, und so übernahm Heinrich das Erbe und lebte mit Hildegard zusammen wie Bruder und Schwester auf der Burg Sterrenberg. Er liebte sie noch immer, durfte sich ihr aber nicht nähern, weil sie seinem Bruder versprochen war.

Monate später war es dann endlich so weit. Konrad kehrte ebenfalls heim. Aber zum Entsetzen von Hildegard war er nicht alleine gekommen. An seiner Seite ging eine schwarzhaarige Frau griechischer Abstammung. Auch Heinrich war erbost und enttäuscht - hatte er doch seines Bruders wegen auf seine angebetete Hildegard verzichtet. Außer sich vor Wut forderte er seinen Bruder zum Kampf auf.

Einige Tage später war es dann so weit. Beide Brüder hatten ihre Rüstungen angelegt und erhoben ihre Waffen zum Kampf. Gerade wollten sie aufeinander losgehen, doch da geschah es - eine Gestalt rannte plötzlich auf den Kampfplatz und stellte sich zwischen die beiden. Es war Hildegard, die den Kampf verhindern wollte. Sie verlangte von beiden einen Schwur, dass sie in Zukunft in Frieden miteinander leben werden und verkündete, dass sie umgehend in ein Kloster gehen würde, damit sie nie mehr Streitgrund für die beiden Brüder sein würde.

So geschah es dann auch. Hildegard begab sich noch am nächsten Tag in das Kloster Marienberg bei der Stadt Boppard. Konrad war sich seiner Schuld bewußt. Er sah ein, dass er sich falsch verhalten hatte und es plagten ihn von nun an ständig Gewissensbisse. Die Ehe mit seiner griechischen Frau hielt nicht lange. Schon ein Jahr später verließ sie ihn wegen eines anderen Mannes. Nun war sein Lebensmut gebrochen. Sein Kummer wr so groß, dass er bald darauf starb.

Heinrich wußte, dass Hildegard für ihn im Kloster unerreichbar war. Er konnte das weltliche Leben ohne seine Geliebte nicht mehr ertragen, da er sich an nichts mehr erfreuen konnte. So beschloß er, dem Kloster in Bornhofen beizutreten. Seine Geliebte sah er nie mehr wieder. Die Legende sagt, dass an dem Tage, als Hildegard starb, auch für Heinrich die Totenglocken im Kloster Bornhofen läuteten.

 

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